Die drei grössten Irrtümer über Meditation

Ein Meditierender vor einer Statue eines meditierenden Buddha
"Bitte, lieber Buddha, verrate mir, wie ich am besten meditiere!"

 

In diesem Artikel möchte ich Dir die drei grössten Missverständnisse im Zusammenhang mit dem Thema Meditation mitteilen, damit Meditation für Dich leichter, müheloser und lustvoller werden kann. Ich beziehe mit dabei auf das Verständnis von Meditation als "Verweilen im natürlichen Seinszustand", wie es in nondualen Ansätzen beschrieben und gelehrt wird.

 

Auf unserem Weg zu unserem individuellen bedingungslosen und nachhaltigen Glück, ist Meditation nicht nur ein wertvolles Werkzeug, sondern ein ganz zentraler Bestandteil. Der Zustand der Meditation ist nämlich untrennbar mit einem tiefen Empfinden von Glück und innerem Frieden verbunden. Oder sogar Voraussetzung für dieses Empfinden.

 

Wichtig ist allerdings, dass wir vom Gleichen reden. Dass Du Dir bewusst bist, was Meditation ist und was nicht.

 

Es gibt nämlich einige Missverständnisse dazu.

 

Hier die drei häufigsten (und die Korrektur dazu).

 

Beginnen wir gleich mit meinem Lieblingsmissverständnis. Welches das fundamentalste und vielleicht auch subtilste ist.

 

Missverständnis 1: Bei der Meditation geht es darum, einen bestimmten (geistigen, emotionalen oder körperlichen) Zustand zu erreichen.

 

Auflösung: Meditieren hat nichts mit Erreichen und Leisten zu tun. Es geht ums Loslassen. Du darfst Dich von allen Ansprüchen, Erwartungen, Vorstellungen befreien und ganz offen und leicht werden.

 

Diesem Missverständnis begegnen wir beispielsweise, wenn mir in einer Sitzung ein Patient sagt, er könne nicht meditieren, weil er zu viel denke. Wenn in einem Kurs am Ende eine Teilnehmerin mir mitteilt, sie sei nicht in den meditativen Zustand gelangt. Wenn ein Bekannter mir mitteilt, er würde gern meditieren, habe dafür aber keine Zeit, weil der Alltag zu voll sei. Oder wir lesen, der Nutzen von Meditation sei, besser zu schlafen, weniger Schmerzen zu empfinden, entspannter und gelassener zu werden und ein Gefühl von Einheit und Liebe zu erleben. - Was uns manchmal gelingt, manchmal aber auch nicht, und wir uns in der Folge angespannt, aufgewühlt oder frustriert fühlen und dann meinen, wir hätten nicht richtig meditiert.

 

Meditation befindet sich jenseits von richtig oder falsch.

 

Meditation bedeutet eben gerade, mit allem einfach sein zu können, was gerade ist. Sei es der volle Kopf, der Zustand, der sich nicht meditativ anfühlt oder der dichte Alltag. In einem ganz natürlichen Zustand von Einheit und Einklang zu sein mit dem, was gerade ist. Mit dem geistigen Zustand, der Gefühlslage und der körperlichen Befindlichkeit, welche bei uns gerade vorhanden sind. Einfach das zu tun, was es gerade zu tun gibt. Nicht mehr und nicht weniger. Oder mit den Worten meines Mentors Peter Fenner: Genau das zu tun, was es zu tun gibt und das nicht zu tun, was es nicht zu tun gibt.

 

Meditation bedeutet, zu sein, ohne Bedingungen.

 

Die meisten Meditierenden, denen ich begegnet bin und begegne, meinen, dass es bei der Meditation letztendlich darum geht, in einen ganz bestimmten Geistes- und Gefühlszustand zu gelangen, welcher beispielsweise «Samadhi» oder «Bliss» genannt wird.

 

Wunderbare, sehr angenehme geistige, emotionale und körperliche Zustände können eine Folge von Meditation sein, wenn es uns gelingt, wieder in unseren natürlichen Zustand zu gelangen, von dem wir nie verschieden sind. Aber sie sind nicht das Ziel oder der Zweck von Meditation. Der Gedanke, es gehe darum, solche Zustände zu erreichen, ist vielmehr ein grosses Hindernis beim Meditieren.

 

Sehr einfach ausgedrückt besteht dieser natürliche Zustand in einer umfassenden Offenheit. Wenn wir einfach offen sind, für das was ist, was uns begegnet, genauso, wie es uns begegnet, meditieren wir auf ganz einfache und natürliche Weise. Ohne irgendwelche Definitionen, Interpretationen oder Unterscheidungen anwenden zu müssen. Beispielsweise, ob das, was uns begegnet, von innen oder von aussen kommt. Ob es unser Erleben ist oder jenes einer anderen Person. Ob es gut ist für uns oder schädlich. Die meisten Menschen meiden diese Offenheit, weil sie mit einem Gefühl von Unsicherheit und Verletzlichkeit einhergehen kann, vor allem, wenn wir nicht gut geübt sind darin, diese Offenheit einfach auszuhalten.

 

Dabei ist genau diese Offenheit das Geheimnis des Glücks.

 

Frage: Wenn es darum geht, einfach zu sein, ist denn nicht alles Meditation?

 

Antwort: Nein. Schau genau hin. Wenn Du im Einklang bist mit dem, was ist, nicht versuchst, etwas aufrechtzuerhalten (ein gutes Gefühl, eine Stimmung, einen Kontakt mit einer Person) oder etwas zu vermeiden (ein schlechtes Gefühl, eine Stimmung, bestimmte Personen, einen Schmerz) und trotzdem im Frieden bist mit dem, was ist, dann findet natürliche Meditation statt. Wenn Du versuchst, Deine Erfahrung zu manipulieren, etwas herbeiführen, aufrechterhalten oder vermeiden willst, dann ist das das komplette Gegenteil von Meditation.

 

Fazit 1: Dich öffnen und offen sein kannst Du jederzeit. Auch gleich genau hier und jetzt. Ohne, dass bestimmte Bedingungen vorhanden oder abwesend sein müssen. Es ist vollkommen egal, wie Dein geistiger, emotionaler oder körperlicher Zustand ist. Probiere es am besten gleich aus. Und lobe Dich gleich dafür, dass Du meditiert hast.

 

Missverständnis 2: Zum Meditieren benötige ich eine bestimmte Technik.

 

Auflösung: Eine Praxis kann beim Loslassen helfen. Eine Technik ist meistens eher hinderlich.

 

Die meisten Menschen denken beim Thema Meditation als Erstes an die mit kerzengeradem Rücken reglos im Lotussitz verharrenden Zen-Mönche oder andere Buddhisten. Oder an Yogis in anspruchsvollen körperlichen Positionen oder Haltungen. Oder an Atemübungen.

 

Hier müssen wir unterscheiden zwischen dem meditativen Zustand bzw. dem Ziel von Meditation (welches kein Ziel ist, da es um den natürlichen Zustand geht, den wir nie verloren haben) und dem Weg dorthin. Es kann durchaus hilfreich sein, Dich an einen ruhigen Ort zu begeben und Dich zu entspannen, um Dich dem zu öffnen, was gerade ist und dadurch in Deinen natürlichen Zustand zu gelangen. Und manchen Menschen mag es durchaus dienlich sein, eine aufwändige körperliche Praxis oder Atemtechnik zu erlernen, um überhaupt aus dem hyperaktiven zielgerichteten Denken auszusteigen, das wir moderne Menschen so ausgiebig trainieren und zelebrieren.

 

Als Faustregel gilt: Jede Technik oder Praxis die Dir dabei hilft, alle Aktivität Deines Geistes runterzufahren, alle Konzepte loszulassen und Dich Deinem gegenwärtigen Sein zu öffnen, ist genau richtig. Ob Du nun still sitzen, langsam und tief atmen, malen, Tee zubereiten, Dich bewegen, tanzen, singen oder schreien möchtest ist völlig gleichgültig. Und jede Technik, welche die Vorstellung fördert, Du müsstest etwas erreichen oder eine Leistung erbringen, mag Dich zwar weiterbringen, was Dein körperliches Wohlbefinden oder Deine Leistungsfähigkeit anbelangt, hilfreich sein für Deine Konzentrationsfähigkeit oder Deine emotionale Balance – hat aber mit Meditation nichts zu tun.

 

Meditation ermöglicht Dir die absolute Freiheit. Das heisst, dass Du jederzeit in Deinem natürlichen Seinszustand sein und bleiben darfst, egal unter welchen Bedingungen.

 

Das ist nachhaltiges und bedingungsloses Glück.

 

Fazit 2: Nein, eine Technik brauchst Du nicht für Deine Meditation. Techniken suggerieren, dass es etwas zu tun, etwas zu lernen und etwas zu erreichen gibt. Tatsächlich geht es bei der Meditation einfach darum, Dein Sein so sein zu lassen, wie es ist. Und diesem Sein mit Liebe zu begegnen. Etwas dafür tun zu müssen wäre, als ob Du am Morgen beim Aufwachen erst einen Schalter umlegen müsstest, um existieren zu können.

 

Frage: Heisst, das, ich muss die Techniken, die ich schon gelernt habe, nun komplett aufgeben?

 

Antwort: Nein, überhaupt nicht. Wie erwähnt, darfst Du selbstverständlich sehr gerne auch sehr komplexe Techniken lernen und üben, wenn sie Dir Freude bereiten und diese für Deine Meditation anwenden, allerdings mehr im Sinn einer Praxis, die Du pflegst als einer Technik, die Du benötigst.

 

Einschub: Mangel vs. Fülle.

Wenn Du meditieren willst, um damit etwas zu erreichen, bestätigst Du ein sogenanntes «Mangel-Mindset», d.h. Du erschaffst dadurch die Geschichte, dass Dir in Deinem gegenwärtigen Seinszustand etwas fehlt. Wenn Du meditierst aus der Haltung heraus, dass Dein gegenwärtiges Sein bereits vollkommen ist und Du Deine Vollkommenheit zum Ausdruck bringen willst, schaffst Du ein «Fülle-Mindset». Das sehr glücksfördernd ist.

 

Missverständnis 3: Meditation ist etwas, das ich für mich, alleine im stillen Kämmerchen praktiziere.

 

Auflösung: Eine Gemeinschaft schafft Sicherheit und Vertrauen, was beim Loslassen enorm erleichternd ist.

 

Unser natürlicher Zustand besteht aus purer Offenheit und Verbindung mit allem, was ist. Unser auf Sicherheit und Kontrolle bedachter Verstand schränkt permanent unsere Offenheit ein und suggeriert uns, dass es sicherer ist, wenn wir mit verschlossenem Herzen, skeptischem Geist und angespannter Muskulatur durchs Leben gehen. Und es uns ab und zu gönnen, in einem ruhigen Augenblick an einem ruhigen Ort in unserem sicheren Zuhause eine bestimmte Meditationstechnik anzuwenden, um uns wieder einmal entspannen und durchatmen zu können. Aber nur innerhalb unserer Komfortzone.

 

Dadurch verpassen wir allerdings die Möglichkeit, sehr viel direkter, einfacher und freudvoller unserem natürlichen Seinszustand zu begegnen. Nämlich in Gemeinschaft mit anderen Meditierenden. In Gegenwart von wohlwollenden anderen Menschen erfahren wir rasch Sicherheit und dadurch Entspannung auf der körperlichen Ebene, Vertrauen und Geborgenheit in der Gefühlswelt und Ruhe im Kopf – was es uns nicht nur deutlich leichter macht auf die Ebene unseres natürlichen und bedingungslosen Seins herabzusinken, sondern Schichten unseres Seins hervorbringt, zu denen wir allein im stillen Kämmerchen keinen Zugang fänden.

 

Es gibt nichts Natürlicheres als das Sein.

 

Diese tiefen, intensiven und belebenden Gemeinschafts- und Verbindungserfahrungen ermöglichen es, dass wir uns auch im hektischen Alltag weit entfernt vom natürlichen Sein trotzdem immer wieder daran erinnern. Und mehr Verbindung und Sein im Zusammen-Sein mit Arbeitskolleginnen, Freunden, Partnerinnen und Kindern erfahren können. Da wir andere ohne etwas dafür zu tun zu uns in den Zustand des natürlichen Seins einladen, wenn wir uns in diesem Zustand befinden. Da dieser Zustand das Natürlichste der Welt ist.

 

Verbundenheit entsteht am Leichtesten in Verbindung.

 

Fazit 3: Die Offenheit und Verbundenheit, welche unserem natürlichen Seinszustand entsprechen, finden, erfahren und üben wir am Allereinfachsten in Verbindung mit anderen Menschen. Fairerweise sei hier angemerkt, dass das Zusammensein mit anderen Menschen für viele Menschen allerdings auch die allerschwierigste Bedingung darstellt, da, wie oben erwähnt, die tiefsten Seinsschichten zum Klingen gebracht werden und damit verbunden alte und tiefliegende seelische Verletzungen ins Bewusstsein kommen können.

 

Falls Dir nach dem Lesen dieses Artikels der Kopf schwirrt und Du eine weniger klare Vorstellung davon hast, was Meditation eigentlich ist, als vorher, brauchst Du Dir deswegen keine Sorgen zu machen. Genau darum geht es: Deinen gut trainierten Verstand an seine Grenzen zu bringen, um ihn zu sprengen. Und inmitten der Geistestrümmer Dein natürlicher Seinszustand von alleine erscheint. Weil er immer da ist.

 

Wenn Du beim explosiven Öffnen Deines Geistes Hilfe von erfahrenen Sprengmeister*innen benötigst: Seit diesem Jahr bieten meine Frau und ich regelmässig Meditationskurse an, in welchen wir Dir und anderen Teilnehmenden alle Techniken abtrainieren wollen, die Du schon gelernt hast.

 

www.one-now.ch

 

Herzlich willkommen bei Dir und Deinem ganz natürlichen Seinszustand, in dem Du Dich jetzt schon befindest,

 

Simon

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PSYTSG

Psychotherapie Simon Gautschy

M.Sc. Simon Gautschy

Eidg. anerkannter Psychotherapeut
Fachpsychologe für Psychotherapie FSP

Rathausgasse 17

5000 Aarau

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