Bist Du gleichzeitig sehr sensibel & sehr abenteuerlustig?

Bild einer Landkarte und eines Kompasses als Symbol für die Abenteuerlust von High Sensation Seekers.
High Sensation Seekers sind ständig auf der Suche nach neuen Erfahrungen und Gefühlsempfindungen.

Wie Du vielleicht schon weisst, beschäftige ich mich als selber hochsensibler Mensch leidenschaftlich gern mit dem Phänomen Hochsensibilität oder Neurosensitivität. An anderer Stelle habe ich schon einiges dazu geschrieben, beispielsweise hier.

 

In diesem Artikel möchte ich Dir eine Untergruppe von hochsensiblen Menschen vorstellen, die in der Öffentlichkeit bisher noch nicht sehr bekannt ist: Die hochsensiblen High Sensation Seekers. Menschen, die wie alle Hochsensiblen stark Reize aus dem Aussen und Innen wahrnehmen, diese tief verarbeiten und mit intensiven Emotionen darauf reagieren. Was dazu führt, dass Neues (Menschen, Situationen, Veränderungen) erst einmal gründlich beobachtet wird, bevor es zur Handlung und Aktion kommt. Viele Hochsensible mögen deshalb ihre vertraute Umgebung mit klaren Strukturen und Routinen und fühlen sich am Wohlsten, wenn ihr Alltag wenig Neues und wenig Veränderung mit sich bringt. Anders bei High Sensation Seekers: Diese Menschen verfügen nebst ihrer ausgeprägten Sensibilität zudem den Drang, immer wieder Neues zu erleben, neue Erfahrungen zu sammeln, sich neue Wissensgebiete zu erschliessen und sich weiter zu entwickeln. Wo es schon für rein Hochsensible schwierig ist, innerhalb ihrer Komfortzone zu bleiben, stellt dies für High Sensation Seekers eine täglich Gratwanderung dar zwischen Über- und Unterstimulation.

 

Auch in dem Bereich schreibe ich aus Erfahrung, da ich mich selber zu dieser Kategorie zähle. Eine Herausforderung stellt für mich beispielsweise die Gestaltung von freien Tagen dar. Meine hochsensible Seele wünscht sich da oft Ruhe, Rückzug, die Möglichkeit zum Tagträumen und Verarbeiten, am Liebsten im Garten in der Hängematte. Meine Sensation Seeker Seele schreit nach Input, möchte ein neues Hobby ausprobieren, ein spannendes Projekt starten, eine neue Sprache lernen, an meinem Fantasy-Roman weiterschreiben, neue Menschen kennen lernen oder eine mir bisher verborgen gebliebene Seite von mir entdecken, um mich persönlich weiter entwickeln zu können. Du kannst Dir vielleicht vorstellen, wie es in meinem Kopf zu und her geht in diesen Situationen. Ziemlich laut und heftig. Zum Glück kenne ich mittlerweile die eine und andere Technik, wie mich mein inneres Parlament zur Ruhe bringen kann. Kennst Du das auch von Dir?

 

Etwas wissenschaftlicher Hintergrund.

 

Der Begriff "Sensation Seeking" bezeichnet eine Verhaltenstendenz oder Persönlichkeitseigenschaft und stammt aus den sechziger Jahren vom amerikanischen Forscher und Psychologen Marvin Zuckerman. Diese Eigenschaft gilt als wissenschaftlich etabliert. Im Kern bezeichnet diese Eigenschaft die Tendenz bei gewissen Individuen zu einer grösseren Offenheit und stärkeren Bereitschaft, aktiv auf neue Reize und Situationen zu zu gehen. Diese Eigenschaft brachte höchstwahrscheinlich unseren Vorfahren einen Nutzen, vor allem in Krisenzeiten, wenn Nahrung schwer zu finden war. Die Psychotherapeutin und Hochsensibilitätsforscherin Elaine Aron brachte das Konzept des Sensation Seekins in Verbindung mit Hochsensibilität.

 

Zuckerman definiert Sensation Seeking anhand von vier Aspekten:

  • Hunger nach Nervenkitzel und Abenteuer: High Sensation Seekers suchen gerne den physischen Kick, indem sie neue, oftmals auch mit Risiken verbundene Aktivitäten und Sportarten ausüben oder ausprobieren, wie beispielsweise, Ski- oder Snowboardfahren, Surfen, Bungee Jumping, schnell Auto oder Motorrad Fahren etc. Während "reine" Sensation Seekers oftmals vom Drang nach dem Kick angetrieben sind und sich wenig oder kaum Gedanken machen zu den möglichen Risiken (erst handeln, dann denken), sind sich hochsensible Sensation Seekers der Risiken ihres Verhaltens durchaus bewusst und wägen diese sorgfältig ab (erst denken, dann handeln), lassen sich von möglichen Risiken allerdings nicht davon abhalten, eine Aktivität trotzdem durchzuführen. Bei hochsensiblen High Sensation Seekers geht es aber zumeist weniger um den physischen Kick, sondern um die emotionale Erfahrung.
  • Drang nach neuen Erfahrungen: Sensation bedeutet auf Deutsch "Empfindung". Sensation Seekers sind teilweise fast schon süchtig nach neuen Empfindungen, um das Leben und sich selber noch stärker, tiefer oder einfach auf neue Art und Weise zu erleben. Dies zeigt sich oft in einer grossen Neugier auf und Offenheit für neue Orte, Länder, Menschen, Kulturen, Wissensgebiete und Aktivitäten. Dieser Aspekt ist stark verbunden mit Kreativität, da der Drang, Neues zu entdecken, zu erfinden, neue Zusammenhänge zu bilden die Grundlage für jegliche Form von kreativem Denken und Handeln darstellt. Insbesondere hochsensible High Sensation Seekers verfügen dank der Kombination aus dem Drang nach neuen Empfindungen und der tiefen Verarbeitung über ein ausgeprägtes Kreativitätspotenzial. Interessantwerweise zeigt sich in Studien auch, dass 50% der hochsensiblen High Sensation Seekers angeben, hochbegabt zu sein.
  • Enthemmung: Sensation Seekers halten sich aufgrund ihres starken Dranges nach neuen Erfahrungen weniger an Normen und Konventionen. Zuckerman schreibt, dass sie "zum Beat ihres eigenen Drummers tanzen". Dazu kann der Wunsch gehören, sich an Parties und Festivals auszutoben, unkonventionelle Beziehungsformen einzugehen, mit verschiedenen Sexualpraktiken oder Formen von Sexualität zu experimentieren, das eigene Bewusstsein zu erweiteren mit Hilfe von psychoaktiven Substanzen oder spirituellen Techniken wie Meditation, Yoga etc. Oder Enthemmung kann sich auch einfach dadurch zeigen, dass Menschen radikaler ihren eigenen Weg gehen als andere, indem sie einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Eigensinn an den Tag legen. Auch hier gilt, dass sich hochsensible High Sensation Seekers  aufgrund ihrer tiefen Verarbeitung und Empathie grundsätzlich viele Gedanken machen über ihr Verhalten und dessen Auswirkungen auch auf andere.
  • Langweiligkeitsanfälligkeit: Sensation Seekers im Allgemeinen sind stark anfällig für Langeweile, dadurch entsteht immer wieder der Drang nach Neuem, neuen Erfahrungen, dem Kick. Routinen, geregelte Strukturen, grauer Alltag wird als Hölle empfunden, die möglichst schnell verlassen werden muss. Bei hochsensiblen Sensation Seekers kommt noch dazu, dass Langeweile besonders intensiv erlebt werden und zu körperlich hochgradig aversiven Zuständen führen kann, die schwer erträglich sein können.

Fazit

 

Hochsensible Sensation Seekers verfügen über ein überdurchschnittliches Potenzial für ein aufregendes, intensives, erfülltes, kreatives, sinnvolles und glückliches Leben. Unter den richtigen Bedingungen. Stimmen die Bedingungen nicht, leiden hochsensible High Sensation Seekers stärker als andere. Umso wichtiger ist es für diese Menschen, sich selber und insbesondere das eigene Nervensystem gut zu kennen und liebevoll damit zusammen arbeiten zu können. Wünschst Du Dir Hilfe dabei? Melde Dich bei mir. Es ist mir eine besondere Freude, hochsensible Sensation Seekers dabei zu unterstützen, ihr volles Glückspotenzial zu entfalten.

 

Erkennst Du Dich in der Beschreibung wieder? Möchtest Du anhand des Fragebogens von Elaine Aron einen noch besseren Eindruck erhalten, ob Du zu den High Sensation Seekers gehörst? Hier findest Du ihn: Zum HSS-Fragebogen.

 

Und hier zusätzlich noch der Link zum Hochsensibilitätstest von Elaine Aron: Zum HS-Fragebogen.

 

Vielen Dank für Dein Interesse und willkommen bei Dir!

 

Herzlich,

Simon

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sira (Dienstag, 05 März 2024 15:19)

    Yippie, was für ein wunderbarer Text. Danke fürs gesehen werden. Bringt gut auf den Punkt, was uns so umtreibt. Und zwar so, dass es selbst meine Mutter plötzlich nachvollziehen kann ;)

PSYTSG

Psychotherapie Simon Gautschy

M.Sc. Simon Gautschy

Eidg. anerkannter Psychotherapeut
Fachpsychologe für Psychotherapie FSP

Rathausgasse 17

5000 Aarau

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